Nachhaltig veranlagen – geht das?

Lesezeit: ca. 6 Minuten

Dieses Mal sehen wir uns das Thema Nachhaltigkeit in der Veranlagung an. Geht das überhaupt und wenn ja, wie? Warum sollte ich nachhaltig veranlagen? Bietet eine nachhaltige Veranlagung weniger Rendite, als eine klassische? Nach welchen Kriterien wird Nachhaltigkeit gemessen? Kann ich mit meiner Veranlagung Ertrag erwirtschaften und dennoch einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten?

Viele Fragen stellen sich also bei diesem doch eher neuen und sensiblen Thema.

Von warum, zu warum nicht – zu diesem Ansatz gehen mittlerweile immer mehr Fondsgesellschaften über. Nachhaltigkeit ist also nicht mehr nur ein Schlagwort, sondern wird immer mehr zur Überzeugung.

Übrigens: laut Sustainable Business Institut (SBI) gibt es mittlerweile fast 400 nachhaltige Publikumsfonds im deutschsprachigen Raum. Diese verwalten aktuell rund 45 Mrd. € (Stand 06/2015). Weltweit betrachtet, sind es inzwischen rund 21 Billionen Euro, die nachhaltig investiert werden.

Inhaltsverzeichnis

Definition von Nachhaltigkeit
Was zeichnet eine nachhaltige Veranlagung aus?
Die Kriterien für eine nachhaltige Veranlagung
Was versteht man unter ESG?
Wer bietet mehr Rendite – die klassische oder die nachhaltige Veranlagung?
Wie kann meine Veranlagung einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten?
Wie finde ich nun den passenden und nachhaltigen Fonds?
Nachhaltige Rendite

Definition von Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit kann man generell folgendermaßen definieren:

Der Begriff Nachhaltigkeit beschreibt ein Nutzungskonzept. Dessen Kern ist es, eine Ressource so zu nutzen, dass sie keinen bleibenden Schaden nimmt und auch künftigen Generationen in gleicher Weise zur Verfügung steht. Nachhaltigkeit bedeutet Maßhalten, Selbstdisziplin und Selbstbeschränkung.

Was zeichnet eine nachhaltige Veranlagung aus?

  • Übernahme von Verantwortung
  • Einhaltung ethnischer Mindesstandards
  • Schaffung eines ökologischen und sozialen Mehrwerts
  • Investitionen in Umwelt- und/oder gesellschaftlich relevante Themen

Die Kriterien für ein nachhaltiges Investment

  1. Grüne Technologien
  2. Bildung und Gesundheit
  3. Frei von Kohle
  4. Frei von Öl und Gas
  5. Frei von Atomenergie
  6. Frei von Waffen
  7. Frei von Kinderarbeit
  8. Artenschutz
  9. Indigene Rechte

Hier findest Du einen weiteren Blogeintrag, der sich ausschließlich mit diesen 9 Kriterien beschäftigt – Link.

Um als nachhaltiges Investment in Frage zu kommen, muss ein Unternehmen also eine Vielzahl von Anforderungen erfüllen.

Was versteht man unter ESG?

ESG ist ein Begriff, auf den man schnell stößt, wenn man sich mit nachhaltiger Veranlagung beschäftigt. Es ist die englische Abkürzung für Environment Social Governance, also Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung.

Diese Bewertungmethode untersucht also Unternehmen, ob deren Entscheidungen und Handlungen ökologischen und sozial-gesellschaftlichen Kriterien folgen. Weiters geht es um eine ordentliche Unternehmensführung. Es werden generell keine Finanzkennzahlen beim ESG-Rating berücksichtigt.

Wer bietet mehr Rendite – die klassische oder die nachhaltige Veranlagung?

Um das besser zu veranschaulichen möchte ich gerne zwei Fonds miteinander vergleichen. Und zwar nehmen wir hierfür den Erste Stock Global und den Erste Responsibility Stock Global. Beide Fonds werden von der Erste Asset Management aktiv verwaltet.

Folgendes Ausgangsszenario für einen monatlichen Fondssparplan:

  • Monatlicher Ansparbetrag 100€
  • Laufzeitbeginn am 1. Juli 2005
  • Laufzeitende am 30. Juni 2020

Also insgesamt 15 Jahre Laufzeit

  • Der Ausgabeaufschlag wird voll berücksichtigt:

5% beim Erste Responsible Stock Global

4% beim Erste Stock Global

Nebenbei erwähnt: spannend ist bei diesem gewählten Vergleich auch, dass während der Ansparphase 3 große Krisen überstanden werden mussten: die große Finanzkrise von 2007-0, die Eurokrise 2010 und die Corona-Krise 2020. In beiden Krisen haben die Aktienmärkte mit sehr starken Kursrückschlägen reagiert.

Warum ich diese beiden Fonds gewählt habe? Weil beide Fonds dieselbe Strategie (globales Investment in qualitativ sehr gute Wachstumsunternehmen) verfolgen – der eine klassisch und der andere eben nachhaltig. Und auch, weil der Performance Rechner der Erste Asset Management leicht und schnell anwendbar ist.

Das Ergebnis

 Erste Stock Global
AT0000812870 (T)
Erste Resp. Stock Global
AT0000646799 (T)
   
Investition gesamt18.000€18.000€
Endbetrag29.913,38€30.187,46€
Performance gesamt66,19%67,71%
Performance p.a.6,46%6,57%

Erstellt wurde der Vergleich über den Performance-Rechner der Erste Asset Management. Hier der Link dazu: https://www.erste-am.at/de/private-anleger/rechner/performance-rechner

Hier sieht man sehr schön, dass ein nachhaltiges Investment nicht weniger Rendite abwerfen muss, sondern genau das Gegenteil eintreten kann. Auch wenn der Unterschied prozentuell „nur“ 0,11% ausmacht, sind das immerhin 274,08€. Das ist immerhin schon wieder fast ein Wellness-Wochenende für zwei Personen.

Und selbst wenn ein nachhaltiger Fonds eine schlechtere Euro-Rendite bieten sollte, als eine vergleichbarer klassischer, dann habe ich mit meiner Veranlagung immerhin auch einen positiven Social Impact geleistet. Und wie das genau geht, sehen wir uns jetzt an.

Wie kann meine Veranlagung einen positiven Beitrag für Umwelt und Gesellschaft leisten?

Immer mehr Fondsgesellschaften setzen auf das Thema Nachhaltigkeit für Ihre Kunden. Um nachhaltige Veranlagungen anbieten zu können, müssen die Portfolios den ESG-Kriterien standhalten können (siehe oben). Dabei werden nicht nur einige Dinge gleich von vornherein ausgeschlossen (Kinderarbeit, Atomenergie etc.), sondern eben auch positive vorausgesetzt (Umwelt und Soziales etc.).

Fondsgesellschaften haben aufgrund ihrer Größe auch die Möglichkeit direkt auf die Unternehmen in ihren Portfolios einzuwirken. Als Investor können sie so die Unternehmen für Maßnahmen in Richtung soziale Verantwortung, Umweltschutz oder stärkere Transparenz überzeugen. Dies kann durch den direkten Dialog mit den Unternehmen stattfinden oder aber durch die Stimmrechtausübung auf den jeweiligen Hauptversammlungen.

Mit beiden Varianten verfolgen die Fondsgesellschaften den Auftrag Ihrer Kunden mehr Nachhaltigkeit in die Veranlagung einzubringen.

Somit kannst Du als kleiner Privatanleger auf Unternehmen einwirken, etwas für Umwelt und Soziales zu leisten.

Zusätzlich kannst Du Dich als Privatanleger auch noch insofern darauf verlassen, dass Deine nachhaltige Veranlagung hält, was sie verspricht, weil mittlerweile viele Fondsgesellschaften ihre als nachhaltig gekennzeichneten Fonds entsprechend zertifizieren lassen. Somit gewinnt Dein Investment auch noch durch mehr Objektivität durch unabhängige Dritte. Hierzu zählen u.a.

  • Österreichisches Umweltzeichen
  • EUROSIF – Transparenzlogo
  • FNG-Siegel
  • PRI: Grundsätze des verantwortungsvollen Investierens der Vereinten Nationen

Wie finde ich nun den passenden nachhaltigen Fonds?

Das ist mittlerweile ganz einfach. Seit 2019 gibt es mit cleanvest.org, die erste österreichische Vergleichsplattform, die mittlerweile mehr als 4.700 Fonds und ETFs, sowie rund 10.000 Unternehmen auf deren Nachhaltigkeit testet und dann ein entsprechendes Rating vergibt. So kannst Du Deine Veranlagung entsprechend nachhaltig gestalten.

Unter folgendem Link kann man ganz einfach nach den Kriterien ESG und der eigenen Risikobereitschaft nach Fonds suchen. Außerdem kann man die angezeigten Fonds dann nach der Rendite der letzten Jahre sortieren. So sieht man dann auch gleich mal wieder, dass nachhaltiges Veranlagen nicht schlechter sein muss, als die klassische Variante.

cleanvest.org – https://bit.ly/2Zl7ILd

Ziel von cleanvest.org ist es generell, nicht nur die Fondsmanager zum Umdenken in Punkto Nachhaltigkeit zu bewegen, sondern Privatanlegern die Möglichkeit zu bieten, ihre Veranlagung den eigenen Werten anzupassen.

Nachhaltige Rendite

Nachdem die Fondsgesellschaft einzelne Unternehmen nach den ESG-Kriterien bewertet hat, kommen anschließend auch noch die klassischen Bewertungsmethoden zum Einsatz. Das heißt, dass Unternehmen auch fundamental auf Herz und Nieren getestet werden. Somit hast Du als Privatanleger die Chance in die Besten der Besten zu investieren.

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